Interview mit Björn MAYER: Wie fabel mit Referral Marketing eine neue Kategorie kreiert. (Studie *)
VIRALLY Intelligence (VI): Björn, das Hamburger HealthTech-Startup fabel hat kürzlich seine Pre-Seed-Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen und insgesamt 1,7 Millionen Euro erhalten, bestehend aus 1,3 Millionen Euro von Investoren und zusätzlichen 400.000 Euro an staatlichen Fördermitteln. (startbase.de) Wie bewertest Du diese Ausgangslage für den weiteren Ausbau ihrer Plattform, die pflegende Angehörige unterstützt?
Björn Mayer (BM): Das ist eine hervorragende Basis! Mit diesem frischen Kapital kann fabel seine digitale Plattform gezielt weiterentwickeln und strategische Partnerschaften im Gesundheitswesen aufbauen. Besonders im Bereich der häuslichen Pflege, der gesellschaftlich enorm relevant ist, gibt es großes Potenzial, eine starke Community zu etablieren. Die Kombination aus öffentlichem Interesse, sozialem Nutzen und digitaler Innovation macht fabel zu einem Projekt mit erheblicher Strahlkraft. Wenn man diese Ausgangslage klug mit Growth- und Referral-Marketing-Strategien verbindet, kann das Unternehmen nachhaltigen Erfolg erzielen.
VI: Wie wichtig ist ein klares Angebot, bevor man ein Growth- oder Referral-Marketing-System aufbaut?
BM: Das ist entscheidend. Ohne ein definiertes Angebot fehlen die Anreize, die NutzerInnen oder Partnerorganisationen motivieren sollen. Ein gutes Referral-Programm lebt davon, dass KundInnen für Empfehlungen belohnt werden – ob durch Rabatte, Testphasen oder exklusive Vorteile. Ohne ein Produkt oder eine Dienstleistung, die einen Preis oder einen Mehrwert hat, fehlt die Basis.
VI: Das klingt einleuchtend. Was könnte fabel denn konkret anbieten?
BM: Für EndkundInnen, also pflegende Angehörige, sehe ich ein gestaffeltes Angebot. Ein kostenloses Basis-Paket mit grundlegenden Informationen oder Community-Zugang, kombiniert mit Premium-Optionen. Das könnten persönliche Beratungen, maßgeschneiderte Pflegepläne oder exklusive Rabatte bei Partnerorganisationen sein. Für Partnerorganisationen wie Pflegedienste oder Hersteller von Pflegehilfsmitteln bietet sich ein ähnliches Modell an: Ein Basis-Eintrag auf der Plattform und zusätzliche kostenpflichtige Premium-Vorteile wie bevorzugte Platzierungen oder Co-Marketing.
VI: Das Henne-Ei-Problem bleibt. EndkundInnen wollen eine große Auswahl, Partnerorganisationen möchten viele NutzerInnen. Wie löst man das?
BM: Das ist in der Tat eine Herausforderung. Ich würde vorschlagen, mit einer Zielgruppe zu starten, die leichter zugänglich ist, z. B. EndkundInnen. Sobald diese Basis steht, kann man Partnerorganisationen überzeugen, weil die NutzerInnen schon da sind. Parallel könnte man erste Partner mit exklusiven Bedingungen an Bord holen, etwa längeren kostenlosen Testphasen oder prominenter Sichtbarkeit, um das Angebot für EndkundInnen zu stärken.
VI: Und wie könnte das Referral Marketing hier ansetzen?
BM: Für EndkundInnen könnten wir ein einfaches Belohnungssystem einführen. Empfiehlst Du die Plattform weiter, bekommst Du einen Rabatt auf Premium-Angebote oder eine verlängerte kostenlose Testphase. Bei Partnerorganisationen könnten wir mit ermäßigten Gebühren oder Gratis-Premium-Features für Empfehlungen arbeiten. Die Botschaft: „Hilf uns zu wachsen und profitiere langfristig von einer stärkeren Plattform.“
Bei fabel steht die gesellschaftlich wertvolle Mission im Vordergrund – pflegende Angehörige zu entlasten und zu unterstützen. Diese Mission kann für das Referral-Programm ein emotionaler Hebel sein. Denn die meisten Menschen empfehlen etwas gerne weiter, wenn sie spüren, dass sie damit anderen helfen können. Das ist oft wirkungsvoller als jedes finanziell-orientierte Belohnungssystem. Wir wissen aus Erfahrung, dass die Mission die BASIS jedes erfolgreichen Programms ist, speziell dort, wo es schwierig ist, finanzielle Vorteile zu entwickeln! Gerade bei einem gesellschaftlich wertvollen und sozialen Projekt wie fabel, das ein drängendes Problem lösen möchte, das durch die Bevölkerungsentwicklung immer brennender wird, liegt hier ein enormes Potenzial.
VI: fabel setzt laut eigener Strategie auf Social Media als Wachstumstreiber. Passt das zu Referral Marketing?
BM: Absolut! Social Media ist die perfekte Ergänzung für ein Referral-Programm. Die meisten Empfehlungen passieren heutzutage über soziale Netzwerke. fabel könnte das gezielt nutzen, indem sie Content anbieten, der zum Teilen anregt – z. B. inspirierende Geschichten aus der Pflege-Community oder praktische Tipps. Wenn NutzerInnen gleichzeitig Belohnungen für das Teilen erhalten, verstärkt das den Effekt. Social Media und Referral Marketing arbeiten hier Hand in Hand.
VI: Welche konkreten ersten Schritte würdest Du empfehlen?
BM:
- Angebot definieren: Basis- und Premium-Angebote für EndkundInnen und Partner.
- Preismodelle und Testphasen: Eine klare Struktur mit attraktiven Einstiegsoptionen entwickeln.
- Referral-Programm aufsetzen: Ein Belohnungssystem, das sich auf Rabatte, kostenlose Testphasen oder Boni konzentriert.
- Launch-Strategie: Mit einer Promotion-Kampagne starten, z. B. doppelten Boni im ersten Monat.
- Social-Media-Integration: Content-Strategie und Sharing-Funktionen für Social Media bereitstellen, um virale Effekte zu verstärken.
VI: Zum Abschluss: Wie kann fabel das Henne-Ei-Problem langfristig lösen?
BM: Indem sie eine Community aufbauen, die sowohl EndkundInnen als auch Partnerorganisationen aktiv einbindet. Durch starke Anreize und ein virales Marketingkonzept kann fabel den ersten Schwung erzeugen. Langfristig geht es darum, Beziehungen zu pflegen – sowohl zu den NutzerInnen als auch zu den Partnern. Wenn beide Seiten sehen, dass sie profitieren, wird die Plattform wachsen.
VI: Vielen Dank, Björn – guter Plan!