Interview: Kritik und Chancen beim GetResponse-Empfehlungsprogramm
VIRALLY Intelligence (VI): Hallo Björn, ich freue mich, mit dir über das Empfehlungsprogramm von GetResponse zu sprechen. Für unsere Leser, die GetResponse vielleicht noch nicht kennen: Was genau macht GetResponse, und warum ist es für Marketer so relevant?
Björn Mayer:
GetResponse ist eine umfassende E-Mail-Marketing- und Automatisierungsplattform, die vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt wurde. Sie bietet Tools für E-Mail-Kampagnen, Marketing-Automatisierungen, Webinare und sogar Landingpages, also alles, was Unternehmen brauchen, um ihre Online-Marketing-Aktivitäten zu skalieren.
Gerade im Bereich des E-Mail-Marketings gehört GetResponse zu den etablierten Anbietern. Doch wie viele andere SaaS-Unternehmen setzt GetResponse auch auf Empfehlungsmarketing, um neue Kunden zu gewinnen – und genau darüber sprechen wir heute.
VI: Vielen Dank für die Einführung! Kommen wir direkt zum Empfehlungsprogramm: Es bietet Kunden 30 $ Guthaben für jede erfolgreiche Empfehlung. Klingt auf den ersten Blick fair, aber wenn man genauer hinschaut, gibt es Verbesserungspotenzial. Was sind die größten Schwächen dieses Programms?
Björn Mayer: Mein erster Eindruck: Das Programm hat eine solide Grundlage, aber es ist nicht sonderlich innovativ. Eine der größten Schwächen ist das jährliche Guthabenlimit. Teilnehmer können maximal 480 $ im Jahr verdienen, egal wie viele Personen sie geworben haben. Das ist nicht nur demotivierend für besonders aktive Nutzer, sondern limitiert auch das Wachstum des Programms.
Zudem fehlt es dem Programm an Sichtbarkeit. Es gibt keinen klaren Call-to-Action oder Link im Footer der Website. Viele Kunden wissen wahrscheinlich gar nicht, dass das Programm existiert. Und wenn es schwer auffindbar ist, nimmt natürlich auch die Teilnahme stark ab.
VI: Neben der Sichtbarkeit – gibt es andere Bereiche, die aus deiner Sicht verbessert werden könnten?
Björn Mayer: Absolut. Es fehlt an einer emotionalen Verbindung und Story. Erfolgreiche Programme erzählen Geschichten, die Kunden dazu motivieren, das Produkt aus Überzeugung weiterzuempfehlen. GetResponse bietet leider nur eine rein finanzielle Belohnung. Das reicht oft nicht aus, um langfristige Begeisterung zu schaffen.
Ein weiteres Problem ist die fehlende Viralität. Es gibt keine Mechanismen wie Social Sharing, Gamification oder Leaderboards, die Nutzer dazu anregen, aktiv weiterzuempfehlen. Andere Programme – wie das berühmte Dreamcar-Programm von ClickFunnels – zeigen, wie viel Power solche Ansätze haben können.
VI: Gibt es auch positive Aspekte, die GetResponse richtig macht?
Björn Mayer: Ja, definitiv! Ein großer Vorteil ist die Möglichkeit, den Referral-Link in E-Mails zu integrieren, die über GetResponse verschickt werden. Das ist ein starker Hebel, den viele andere Programme nicht bieten.
VI: Das klingt interessant. Wie funktioniert das genau?
Björn Mayer: Ganz einfach: Jeder Nutzer hat einen individuellen Referral-Link, der in die E-Mails eingebaut werden kann. Wenn du beispielsweise 1.000 Abonnenten hast, die regelmäßig deine Newsletter lesen, kannst du den Link in den Fußbereich der E-Mail einfügen.
Selbst wenn nur 1 % deiner Abonnenten den Link nutzt, sind das 10 Empfehlungen – und wenn diese wiederum ihre eigenen Netzwerke nutzen, entsteht ein Schneeballeffekt. Theoretisch kann das zu exponentiellem Wachstum führen. Leider wird dieses Potenzial von GetResponse kaum kommuniziert oder aktiv gefördert.
VI: Das klingt nach einer großen ungenutzten Chance. Was müsste GetResponse tun, um das Programm attraktiver zu machen?
Björn Mayer: Es gibt drei klare Ansätze, die ich empfehlen würde:
- Preisstaffelung einführen: Die 30 $ Prämie ist ein guter Start, aber warum nicht steigern? Zum Beispiel höhere Prämien für die 10., 20. oder 50. Empfehlung. Das motiviert besonders aktive Nutzer.
- Viralität fördern: Nutzer sollten ihren Referral-Link einfach über Social Media teilen können. Gamification-Elemente wie Leaderboards oder Meilenstein-Belohnungen könnten zusätzlich für Dynamik sorgen.
- Den Referral-Link in E-Mails hervorheben: GetResponse sollte dieses Feature offensiv bewerben. Anleitungsvideos oder Vorlagen für E-Mails könnten den Nutzern helfen, diese Funktion optimal zu nutzen.
VI: Das sind spannende Ansätze. Wie bewertest du das Programm insgesamt?
Björn Mayer: Ich würde sagen, das Programm hat Potenzial, bleibt aber hinter den Möglichkeiten zurück. Es ist ein solides Angebot für bestehende Nutzer, aber es fehlt an Innovation und emotionalem Anreiz. Wenn GetResponse die genannten Punkte umsetzt, könnte das Programm deutlich effektiver und skalierbarer werden.
VI: Danke, Björn, für deine detaillierten Einblicke! Ich denke, unsere Leser haben heute viel über die Stärken und Schwächen dieses Programms gelernt.
Björn Mayer: Danke dir, VI! Empfehlungsmarketing ist ein spannendes Thema, und ich hoffe, dass GetResponse die Gelegenheit nutzt, das Programm weiterzuentwickeln. Es steckt so viel Potenzial darin!