Interview: Das ungenutzte Potenzial des LinkedIn Sales Navigator Empfehlungsprogramms
VIRALLY Intelligence (VI): Hallo Björn, danke, dass du dir Zeit nimmst, mit uns über LinkedIn und das Empfehlungsprogramm für den Sales Navigator zu sprechen. Du bist selbst Nutzer der kostenlosen LinkedIn-Version. Was ist dein erster Eindruck von diesem Programm?
Björn Mayer (BM): Danke, gerne. Mein erster Eindruck ist ehrlich gesagt enttäuschend. Obwohl LinkedIn ein gigantisches Potenzial hat, wird dieses Programm scheinbar kaum aktiv genutzt. Ich bin schon lange auf LinkedIn aktiv und habe noch nie eine Kampagne oder einen Newsletter gesehen, der mich auf das Empfehlungsprogramm aufmerksam gemacht hätte. Das lässt vermuten, dass LinkedIn diesem Marketing-Kanal wenig Priorität einräumt – und das ist eine verpasste Chance.
Fehlende Sichtbarkeit und Aktivierung
VI: Du sprichst die fehlende Kommunikation des Programms an. Was genau stört dich dabei?
BM: Es gibt keine sichtbare Kommunikation, weder in der Plattform selbst noch per E-Mail oder Newsletter. Als kostenloser Nutzer, der eigentlich zur Zielgruppe für solche Angebote gehören müsste, wurde ich noch nie darauf aufmerksam gemacht. Wenn ich nicht aktiv nach dem Programm gesucht hätte, wüsste ich nicht einmal, dass es existiert. Das zeigt, dass LinkedIn hier entweder nicht auf die Gratis-NutzerInnen abzielt oder keine klare Strategie für die Vermarktung des Programms hat.
Das gigantische Potenzial von LinkedIn
VI: Lassen wir uns kurz über das Potenzial sprechen. LinkedIn hat über 830 Millionen Mitglieder und laut Statistiken zahlen 39% für Premiumdienste. Welche Möglichkeiten siehst du hier?
BM: Das Potenzial ist riesig. LinkedIn hat mit der kostenlosen Nutzerbasis eine gigantische Zielgruppe, die auf einfache Weise aktiviert werden könnte. Selbst wenn nur 1% der Gratis-NutzerInnen durch Empfehlungen zu PremiumkundInnen werden, sprechen wir von Millionen zusätzlicher AbonnentInnen. Bei einem monatlichen Preis von 79,99 USD für Sales Navigator würde das nicht nur die Abonnementzahlen, sondern auch den Umsatz massiv steigern.
VI: Welche Zielgruppen könnte LinkedIn gezielt ansprechen?
BM: Zwei Zielgruppen fallen sofort ins Auge:
- Gratis-NutzerInnen, die zu Premium wechseln könnten:
- Viele Gratis-NutzerInnen wissen vielleicht gar nicht, welche Vorteile Sales Navigator oder andere Premium-Dienste bieten. Das Programm könnte diese Zielgruppe gezielt ansprechen, um sie durch Empfehlungen zum Upgrade zu motivieren.
- Bestehende PremiumkundInnen:
- LinkedIn könnte PremiumkundInnen stärker für ihre Loyalität belohnen und gleichzeitig als BotschafterInnen für das Programm einsetzen. Wenn diese KundInnen das Programm authentisch weiterempfehlen, hat das eine höhere Wirkung als klassische Werbung.
Schwächen des aktuellen Programms
VI: Was sind deiner Meinung nach die größten Schwächen des LinkedIn-Empfehlungsprogramms?
BM: Es gibt mehrere Schwachstellen:
- Geringe Sichtbarkeit:
- Wie gesagt, das Programm wird nicht aktiv beworben. Es ist versteckt und erreicht nicht einmal die Zielgruppe, die von den Vorteilen profitieren könnte.
- Geringe Attraktivität der Belohnungen:
- Zusätzliche InMail-Nachrichten sind funktional, aber sie schaffen keine emotionale Verbindung. Viele NutzerInnen könnten sich eher für Belohnungen wie Rabatte, kostenlose Monate oder sogar Bargeldgutschriften interessieren.
- Kein virales Potenzial:
- Das Programm ist auf direkte Einladungen per E-Mail beschränkt. Es fehlt eine Social-Media-Integration, die LinkedIn perfekt nutzen könnte, um Empfehlungen auf der Plattform sichtbar zu machen.
- Begrenzte Anzahl von Einladungen:
- NutzerInnen können nur bis zu 10 Einladungen verschicken. Das limitiert das Wachstumspotenzial erheblich.
- Fehlender Community-Aspekt:
- Es gibt keine Gamification-Elemente oder Anerkennung für VielwerberInnen. ReferrerInnen werden nicht gefeiert oder als BotschafterInnen positioniert.
Wie könnte LinkedIn das Programm verbessern?
VI: Welche konkreten Maßnahmen würdest du LinkedIn vorschlagen, um dieses Programm attraktiver zu machen?
BM: Hier sind einige Ideen:
- Gezielte Ansprache von Gratis-NutzerInnen:
- LinkedIn sollte kostenlose NutzerInnen aktiv ansprechen – per E-Mail, In-App-Benachrichtigungen oder sogar gezielten Anzeigen. Es reicht nicht, das Programm nur im Hilfebereich zu erwähnen.
- Attraktivere Belohnungen:
- Neben InMail-Nachrichten könnten Alternativen angeboten werden, z. B.:
- Rabatt auf die nächste Abonnementzahlung.
- Kostenfreie Monate für Sales Navigator oder andere Premium-Dienste.
- Bargeldgutschriften oder LinkedIn Learning-Gutscheine.
- Neben InMail-Nachrichten könnten Alternativen angeboten werden, z. B.:
- Social-Media-Integration:
- Empfehlungen sollten direkt auf LinkedIn teilbar sein. NutzerInnen könnten ihre Netzwerke aktivieren, indem sie öffentlich posten, warum sie Sales Navigator nutzen, und dabei einen Referral-Link teilen.
- Gamification:
- Einführung von Badges, Rängen oder einem „Ambassador-Programm“ für VielwerberInnen.
- Beispiel: „Werde Sales Navigator Champion – wir belohnen deine Empfehlungen mit exklusiven Vorteilen!“
- Langfristige Anreize:
- Belohne ReferrerInnen für die Dauer, die ihre geworbenen FreundInnen Premium bleiben. Das würde NutzerInnen motivieren, nicht nur KundInnen zu gewinnen, sondern auch loyale KundInnen zu werben.
Fazit: Ein ungenutzter Wachstumsmotor
VI: Was ist dein Fazit zu LinkedIn und seinem Empfehlungsprogramm?
BM: LinkedIn hat ein riesiges Potenzial, das aktuell nicht genutzt wird. Mit einer gezielteren Ansprache, attraktiveren Belohnungen und einer stärkeren Social-Media-Integration könnte LinkedIn Millionen von NutzerInnen aktivieren. Das Programm müsste weg von einer „Pflichtübung“ hin zu einer strategischen Wachstumsinitiative entwickelt werden. Dann könnte LinkedIn Referral-Marketing als echten Wachstumstreiber etablieren.