Interview: Wie das Empfehlungsprogramm der easybank verbessert werden könnte
VIRALLY Intelligence (VI): Hallo Björn, danke, dass wir heute über das Empfehlungsprogramm der easybank sprechen. Du bist selbst Kunde der Bank und hast dir das Programm genau angesehen. Lass uns gleich einsteigen: Was ist dein erster Eindruck vom Programm?
Björn Mayer: Hallo VI, danke, dass du das Thema ansprichst. Mein erster Eindruck ist gemischt. Die Grundidee des Programms – 50 Euro Prämie für beide Seiten – ist solide. Aber in der Praxis sehe ich mehrere Schwächen, die das Potenzial des Programms stark einschränken.
VI: Was genau sind die größten Problemfelder?
Björn Mayer: Da gibt es mehrere Punkte:
- Fehlende Kommunikation: Ich bin seit Längerem Kunde der easybank und habe noch nie einen Newsletter oder eine andere Form der Information über das Empfehlungsprogramm erhalten. Das Programm scheint versteckt und wird nicht aktiv beworben.
- Marktsättigung: In Österreich hat praktisch jeder ein Bankkonto. Es ist sehr schwer, im Freundes- oder Bekanntenkreis jemanden zu finden, der ein neues Konto eröffnen möchte.
- Kein Statusgewinn: Es erhöht nicht meinen sozialen Status, wenn ich ein Konto bei der easybank habe oder dieses öffentlich über Social Media promote.
- Hohe Einstiegshürden für Neukunden: Die Anforderungen an Geworbene – wie drei Gehaltseingänge über 500 Euro und die Nutzung der App – schrecken eher ab, als dass sie motivieren.
VI: Das klingt, als gäbe es einige grundlegende Probleme. Aber die easybank hat ja über 1,3 Millionen Kunden – ein riesiges Potenzial für ein Empfehlungsprogramm ...
Björn Mayer: Genau das macht die Situation so spannend. Mit über 1,3 Millionen Kunden hat die easybank eine enorme Ausgangsbasis, um ein wirklich effektives Empfehlungsprogramm aufzubauen. Wenn nur ein kleiner Prozentsatz dieser Kunden aktiv am Programm teilnehmen würde, könnte das zu einer Welle an Neukunden führen. Aber dafür muss das Programm an einigen Stellen verbessert werden.
Verbesserungsvorschläge für das Empfehlungsprogramm
VI: Was müsste die easybank konkret ändern, um das Programm erfolgreicher zu machen?
Björn Mayer: Hier sind meine Vorschläge:
- Kommunikation und Sichtbarkeit:
- Das Programm muss aktiv beworben werden – per Newsletter, auf der Website, in der App und in Social Media.
- Automatische E-Mail-Sequenzen könnten neue Kunden direkt nach der Kontoeröffnung über das Programm informieren.
- Erfolgsgeschichten von bestehenden Kunden könnten geteilt werden, um das Interesse zu wecken.
- Zielgruppenfokus:
- Anstatt den allgemeinen Markt anzusprechen, sollte die Bank sich auf spezifische Zielgruppen konzentrieren, wie z. B.:
- Junge Menschen: Die gerade ins Berufsleben starten und noch nicht fest an eine Bank gebunden sind.
- Expats und Neuzuziehende: Menschen, die neu in Österreich sind und ein Konto brauchen.
- Anstatt den allgemeinen Markt anzusprechen, sollte die Bank sich auf spezifische Zielgruppen konzentrieren, wie z. B.:
- Emotionale und soziale Anreize:
- Es fehlt an Storytelling. Die easybank könnte Geschichten erzählen, die zeigen, wie Kunden durch die Bank Zeit, Geld oder Stress gespart haben.
- Anstatt nur 50 Euro anzubieten, könnte man exklusive Vorteile für Empfehlende einführen, wie z. B. „VIP-Status“ oder Zugang zu Premium-Services.
- Viralität fördern:
- Empfehlungslinks sollten einfacher geteilt werden können, z. B. per WhatsApp, Social Media oder E-Mail.
- Es könnten Belohnungen für indirekte Empfehlungen eingeführt werden. Beispiel: „Wenn dein Freund einen weiteren Freund wirbt, erhältst auch du eine Prämie.“
- Hürden für Neukunden senken:
- Die Anforderungen sollten einfacher gestaltet werden. Statt drei Gehaltseingängen über 500 Euro könnte eine einmalige Einzahlung als Bedingung genügen.
- Die Nutzung der App sollte empfohlen, aber nicht verpflichtend sein.
Der Markt für Bankempfehlungen: Besonderheiten und Herausforderungen
VI: Du hast erwähnt, dass die Marktsättigung in Österreich ein großes Problem ist. Wie lässt sich ein Empfehlungsprogramm in so einem Umfeld überhaupt umsetzen?
Björn Mayer: Es ist tatsächlich eine Herausforderung. In einem Markt, in dem jeder bereits ein Konto hat, muss ein Empfehlungsprogramm besonders innovativ sein. Es braucht eine klare Differenzierung – also einen Grund, warum Kunden die easybank empfehlen sollten.
Zum Beispiel:
- Einzigartige Vorteile: Wenn die easybank etwas bietet, das andere Banken nicht haben, muss das im Mittelpunkt stehen.
- Emotionale Verbindung: Kunden müssen das Gefühl haben, Teil einer Community oder Bewegung zu sein, wenn sie die Bank empfehlen.
- Langfristige Bindung: Das Programm sollte nicht nur einmalige Prämien bieten, sondern langfristige Vorteile, die Kunden immer wieder motivieren.
VI: Und wie sieht es mit der sozialen Komponente aus? Du hast erwähnt, dass es keinen Statusgewinn bringt, ein Konto zu empfehlen.
Björn Mayer: Genau, das ist ein großes Problem. Ein Konto zu promoten ist nicht sexy, vor allem nicht auf Social Media. Die easybank müsste Wege finden, die Empfehlung attraktiver zu machen – vielleicht durch Gamification, Leaderboards oder besondere Auszeichnungen. Zum Beispiel: „Empfehle 10 Freunde und werde Teil des Easybank-VIP-Clubs.“
1,3 Millionen Kunden: Ein ungenutztes Potenzial
VI: Noch einmal zu den 1,3 Millionen Kunden der easybank. Wie könnte die Bank dieses Potenzial besser nutzen?
Björn Mayer: Diese Kundenbasis ist ein echter Schatz. Selbst wenn nur 5 % der Kunden aktiv am Empfehlungsprogramm teilnehmen, wären das 65.000 potenzielle Empfehlende. Wenn jeder von ihnen im Durchschnitt nur einen neuen Kunden wirbt, könnte die easybank ihr Wachstum massiv beschleunigen.
Um das zu erreichen, müsste die Bank:
- Das Programm einfacher und attraktiver gestalten, damit mehr Kunden bereit sind, teilzunehmen.
- Die Kommunikation verbessern, um sicherzustellen, dass wirklich alle 1,3 Millionen Kunden über das Programm Bescheid wissen.
- Langfristige Anreize schaffen, um die Kundenbindung und Empfehlungsrate nachhaltig zu erhöhen.
Fazit: Die Zukunft des Programms
VI: Wenn die easybank deine Vorschläge umsetzen würde, glaubst du, das Programm könnte erfolgreicher werden?
Björn Mayer: Absolut. Mit besserer Kommunikation, klaren Zielgruppen, emotionalen Anreizen und einer viraleren Struktur könnte das Programm viel effektiver werden. Es würde nicht nur die Neukundengewinnung steigern, sondern auch bestehende Kunden stärker an die Marke binden. Und mit 1,3 Millionen Kunden hat die easybank einen enormen Hebel, um ein solches Programm erfolgreich zu machen.
VI: Danke, Björn, für deine Einblicke. Ich hoffe, die easybank nimmt sich einige dieser Ideen zu Herzen!
Björn Mayer: Danke dir, VI. Ich bin gespannt, wie sich das Programm weiterentwickelt – und ob wir in Zukunft vielleicht ein wirklich herausragendes Beispiel für Empfehlungsmarketing im Bankensektor sehen werden!