Empfehlungsmarketing: „Wie viel Polarisierung ist für ein Movement sinnvoll?“

Empfehlungsmarketing: „Wie viel Polarisierung ist für ein Movement sinnvoll?“

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Wie viel Polarisierung ist notwendig, um ein Movement zu entwickeln?

Die Frage, wie viel Polarisierung notwendig (oder überhaupt sinnvoll) ist, um ein Movement zu entwickeln, lässt sich nicht mit einer simplen Zahl oder einer festen Regel beantworten. Allerdings lassen sich anhand von Beispielen und soziologischen Beobachtungen einige wesentliche Aspekte herausarbeiten. Darüber hinaus spielt das Movement-Konzept eine zentrale Rolle im Empfehlungsmarketing – denn eine „höhere Mission“ weckt nicht nur Begeisterung, sondern animiert bestehende Anhängerinnen und Anhänger, die Botschaft in ihrem Umfeld weiterzutragen.

1. Warum Polarisierung überhaupt eine Rolle spielt

Gemeinsames Feindbild oder gemeinsames Problem (Us vs. Them)
Oft entsteht ein Movement – egal ob politisch, gesellschaftlich oder im Business-Kontext – aus einer Abgrenzung zu einem „Anderen“. Das kann ein gemeinsames Feindbild sein (z. B. eine Institution, eine etablierte Meinung oder ein Missstand) oder auch die klare Definition, wofür man nicht steht. Dieses Moment des „Wir“ versus „Sie“ schafft Klarheit, wo die Gruppe inhaltlich steht, und stärkt die Identität der Bewegung. Anhängerinnen und Anhänger fühlen sich zugehörig, was wiederum die Bindung erhöht und sie eher dazu bringt, die Botschaft weiterzuempfehlen.

"Klare Kante" schafft Aufmerksamkeit?
In einer Welt, in der täglich Unmengen an Informationen auf uns einprasseln, fällt es schwer, überhaupt durchzudringen. Eine polarisierende Aussage oder Haltung sticht leichter aus der Masse hervor als eine „lauwarme“ Mitte-Position. Sie sorgt für Diskussionen, mediale Berichterstattung und Reichweite. Gerade am Anfang einer Bewegung kann das essenziell sein, um auf dem Radar der potenziellen UnterstützerInnen zu erscheinen. Im Empfehlungsmarketing kann eine mutige, polarisierende Vision dazu führen, dass AnhängerInnen diese Botschaft proaktiv weitertragen.

2. Die Risiken zu starker Polarisierung

Ausgrenzung und Gegnerschaft
Wer zu stark oder aggressiv polarisiert, riskiert, sich nur auf Konfrontation zu stützen – nach dem Motto „Wir gegen alle anderen“. Dies kann zwar kurzfristig viel Energie freisetzen und eine eng zusammengeschweißte Community hervorbringen. Langfristig kann jedoch eine übermäßige „Us vs. Them“-Rhetorik zur Abspaltung von potenziellen UnterstützerInnen führen. Wird eine Bewegung als radikal wahrgenommen, verliert sie möglicherweise relevante KooperationspartnerInnen und SympathisantInnen.

Eskalationsspirale
Zu starke Polarisierung führt nicht selten zu einer Eskalationsspirale, in der sich die Bewegung und ihre GegnerInnen immer weiter hochschaukeln. Die eigentliche Botschaft – das „Warum“ des Movements – kann dabei in den Hintergrund geraten. Statt darum, die ursprünglichen Ziele zu erreichen, dreht sich plötzlich alles um „Gewinnen oder Verlieren“. Das kann zum Zerfall einer Bewegung führen oder sie inhaltlich aushöhlen.

3. Balance zwischen Klarheit und Zusammenarbeit

Eindeutige Positionen ohne Feindseligkeit
Um AnhängerInnen zu mobilisieren, braucht ein Movement klare, kraftvolle Positionen. Diese Klarheit sollte aber nicht in Hass oder Ausgrenzung kippen. Eine Bewegung kann und sollte selbstbewusst sagen: „Dafür stehen wir, das wollen wir erreichen, und das sind unsere Werte“, ohne dabei automatisch alle anderen zu dämonisieren. Diese Balance erfordert Fingerspitzengefühl, steigert aber die Glaubwürdigkeit.

Integration statt totaler Konfrontation
Ein Movement kann durch einen „Aufreger“ oder ein klares Problem an Fahrt gewinnen. Doch um langfristig stark zu bleiben – gerade in Verbindung mit Empfehlungsmarketing – braucht es auch anschlussfähige Lösungsansätze und konstruktive Kooperation. Ein Beispiel: Eine Bewegung gegen Umweltverschmutzung gewinnt durch lauten Protest an Sichtbarkeit. Um aber über Jahre oder Jahrzehnte hinweg Einfluss zu behalten, muss sie Wege finden, eine breite Basis einzubeziehen und konkrete, positive Visionen zu bieten, die UnterstützerInnen gerne weiterempfehlen.

4. Movement als zentraler Erfolgsfaktor im Empfehlungsmarketing

„Higher Cause“ und Mission
Empfehlungsmarketing beruht darauf, dass Menschen von etwas derart überzeugt sind, dass sie es an andere weiterempfehlen – freiwillig und aus echter Begeisterung. Genau hier setzt das Movement an: Wer eine höhere Mission („Higher Cause“) verfolgt, erzeugt ein stärkeres Wir-Gefühl. AnhängerInnen identifizieren sich mit der Bewegung, weil sie nicht nur ein Produkt oder eine Dienstleistung attraktiv finden, sondern auch die dahinterstehende Vision. Das motiviert sie, die Botschaft im Freundes- und Kollegenkreis zu verbreiten.

„Us vs. Them“ als Strategie
Das Prinzip „Us vs. Them“ kann für das Empfehlungsmarketing eine starke Energiequelle sein – man grenzt sich gemeinsam gegen eine Alternative ab (z. B. eine problematische Status-quo-Situation, eine ungerechte Praxis oder einen ökologisch bedenklichen Missstand). Dies erzeugt Identifikation, da sich AnhängerInnen der Bewegung auf der „richtigen Seite“ sehen. Je nach Branche oder Thema sollte man jedoch den Grad der Polarisierung bewusst steuern, um einerseits Begeisterung zu wecken, andererseits keine unüberwindbaren Gräben zu schaffen.

5. Beispiele für unterschiedliche Grade an Polarisierung

  • Hohe Polarisierung:
    Bewegungen wie Occupy Wall Street, Extinction Rebellion oder manche politischen PopulistInnen. Sie erzeugen große Aufmerksamkeit und eine eng zusammenhaltende Community („wir gegen das Establishment/die PolitikerInnen/die Konzerne“). Langfristig kann es schwer sein, Brücken zu bauen oder sich gesellschaftlich breiter aufzustellen.

  • Moderate Polarisierung:
    Bewegungen wie Fridays for Future oder diverse Bürgerinitiativen. Sie haben ein klares Anliegen (Klimaschutz, Nachhaltigkeit), polarisieren teilweise („Wir müssen die Art und Weise, wie wir leben, drastisch verändern“), versuchen aber auch, viele Menschen einzubinden. Kooperationen und Dialog sind Teil der Strategie.

  • Kaum Polarisierung:
    Einige NGOs oder Social-Start-ups, die eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen wollen. Sie setzen auf positive Botschaften („Ein fairer Wandel für alle!“), sind aber dadurch weniger kontrovers und erhalten manchmal weniger mediale Aufmerksamkeit. Die Empfehlungsbereitschaft der UnterstützerInnen hängt hier stark von der Attraktivität des „Higher Cause“ ab.

6. Fazit: Die „richtige“ Dosis Polarisierung für Dein Movement

  1. Ein gewisses Maß an Polarisierung:
    …ist oft hilfreich, um ein Movement sichtbar zu machen und Identifikation zu schaffen. Es hilft, klarzustellen, wofür und wogegen man steht – und kann die Energie für Weiterempfehlungen erhöhen.
  2. Vermeide destruktive Extreme:
    Zu viel Polarisierung kann zu Spaltungen führen oder das Movement in endlose Konflikte verstricken. Das kann die eigentliche Mission verwässern oder zukünftige Verbündete verschrecken.
  3. Setze auf eine klare Mission („Higher Cause“) und gelebte Werte:
    So schaffst Du eine glaubwürdige Grundlage für Dein Movement. Wenn Menschen die Vision wirklich teilen, werden sie sie mit Begeisterung weiterempfehlen – der Kern von erfolgreich umgesetztem Empfehlungsmarketing.
  4. Wähle bewusst eine „Us vs. Them“-Strategie (falls sinnvoll):
    Aber gestalte sie so, dass Du langfristig Raum für Dialog und Veränderung lässt. Polarisierung kann einen Anfangsimpuls geben, sollte jedoch nicht die gesamte Kommunikation dominieren.

Letztlich hängt der optimale Grad an Polarisierung vom Thema, der Kultur und den Zielen Deines Movements ab. Wichtig ist, eine klare Identität zu schaffen, die Menschen begeistert und ihnen das Gefühl gibt, für eine sinnvolle Sache einzutreten. Gleichzeitig gilt es, eine konstruktive Haltung zu bewahren, damit das Movement wächst, ohne in destruktive Konfrontationen abzugleiten. Auf diese Weise kann Polarisierung zum entscheidenden Element werden, das Dein Empfehlungsmarketing antreibt und eine starke, leidenschaftliche Gemeinschaft formt.

Björn Mayer ist Gründer und Geschäftsführer von VIRALLY, der ersten und einzigen Growth Marketing-Agentur im D-A-CH-Raum, die sich exklusiv auf Referral Marketing fokussiert. Björn implementiert mit seinem Team virale Wachstumsstrategien für innovative Start-ups und eCommerce-Unternehmen. Björn hat Frameworks und Systeme wie den Proof-of-Virality, die Virale Company, Viral Offers und viele mehr entwickelt und perfektioniert.