Interview mit Björn Mayer, Gründer und Geschäftsführer von VIRALLY, zur Analyse des Empfehlungsprogramms von ready2order
VIRALLY Intelligence (VI): Björn, bevor wir in die Details einsteigen, lass uns kurz klären:
Was macht ready2order überhaupt?
Björn Mayer (BM): Ready2order ist ein Anbieter für cloudbasierte Kassensysteme, die speziell für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt wurden. Sie bieten Lösungen für Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungsbetriebe, die einfach zu bedienen sind und den Geschäftsalltag digitalisieren. Mit Funktionen wie mobiler Kartenzahlung, digitalem Kassenbuch und Branchenspezifikationen erleichtert ready2order Unternehmern die Verwaltung und optimiert deren Prozesse. Besonders in einem Markt, in dem Digitalisierung immer wichtiger wird, ist ready2order ein relevanter Partner für viele Betriebe.
VI: Vielen Dank für die Einführung! Ready2order hat mit über 15.000 aktiven Kunden eine beeindruckende Basis. Was war Dein erster Eindruck vom Empfehlungsprogramm?
BM: Die 15.000 Kunden sind eine fantastische Grundlage – damit lässt sich eine Menge erreichen. Aber mein erster Eindruck vom Programm selbst ist, dass es auf den ersten Blick recht funktional und nüchtern wirkt. Es bietet eine Prämie, aber es fehlt der emotionale Trigger, der die Nutzer begeistert und sie dazu bringt, es aktiv und leidenschaftlich zu nutzen. Es ist aktuell zu sehr auf eine rein finanzielle Belohnung fokussiert.
VI: Was könnte man tun, um das Programm über die finanzielle Komponente hinaus spannender zu gestalten?
BM: Es gibt so viele Möglichkeiten! Finanzielle Anreize sind wichtig, aber nicht alles. Menschen reagieren besonders stark auf Status, Prestige und das Gefühl, Teil von etwas Größerem – einer Bewegung – zu sein. Man könnte zum Beispiel:
- Statuslevel oder Ränge einführen: Wenn Kunden mehrere Freunde empfehlen, könnten sie exklusive Statuslevel wie „readyChampion“ oder „readyPioneer“ erreichen.
- Exklusive Belohnungen: Anstelle von reinem Geld könnte man besondere Features freischalten, z. B. Zugang zu Premium-Diensten oder spezielle Hardware wie personalisierte Kassensysteme.
- Innovation als Belohnung: Kunden könnten Zugang zu neuen, innovativen Funktionen oder Beta-Versionen erhalten, bevor diese offiziell eingeführt werden.
- Movement-Trigger: Nutzer sollen das Gefühl bekommen, Teil einer Bewegung zu sein. Eine Kampagne wie „Wir digitalisieren den Einzelhandel – sei dabei!“ schafft Identifikation und Motivation.
VI: Der Movement-Trigger klingt spannend. Wie könnte das konkret aussehen?
BM: Das könnte über Storytelling und klare Botschaften passieren. Man könnte betonen, dass die Nutzer durch ihre Empfehlungen nicht nur Geld verdienen, sondern aktiv dabei helfen, den Einzelhandel oder die Gastronomie zu digitalisieren. Das vermittelt das Gefühl, Teil von etwas Sinnvollem zu sein, und stärkt die emotionale Bindung. Kombiniert mit Community-Elementen, wie einer Plattform, auf der Nutzer ihre Erfolge teilen können, wäre das enorm kraftvoll.
VI: Aktuell dauert es bis zu sechs Wochen, bis die Prämie ausgezahlt wird. Wie wirkt sich das auf die Nutzer aus?
BM: Sechs Wochen sind viel zu lang. In unserer schnelllebigen Zeit erwarten Nutzer unmittelbares Feedback und schnelle Belohnungen. Programme, die den Fortschritt in Echtzeit anzeigen – wie „1 von 3 Empfehlungen erfolgreich“ – und Belohnungen schneller ausschütten, sind deutlich effektiver. Diese Verzögerung senkt das Engagement massiv.
VI: Wie könnte Gamification hier helfen, das Programm attraktiver zu machen?
BM: Gamification ist ein Gamechanger. Man könnte ein Punktesystem einführen, bei dem Nutzer für jede Empfehlung Punkte sammeln, die sie gegen Belohnungen eintauschen können. Leaderboards zeigen die besten Empfehlenden – das weckt den Wettbewerbsgeist. Ein weiterer Ansatz wären Badges für bestimmte Meilensteine, etwa „Erste Empfehlung“ oder „5 Freunde geworben“. Das schafft ein Gefühl von Leistung und Anerkennung.
VI: Lass uns über die Platzierung sprechen. Das Programm ist aktuell im Footer der Website versteckt. Was hältst Du davon?
BM: Das ist ein großes Manko. Empfehlungsprogramme leben von Sichtbarkeit. Das Programm gehört ins Zentrum – auf die Startseite, ins Nutzer-Dashboard oder in die App. Ein klarer Call-to-Action wie „Empfiehl uns und verdiene 300 Euro – jetzt starten!“ würde die Aufmerksamkeit der Nutzer sofort wecken. Zudem könnte man gezielt per E-Mail oder Push-Benachrichtigung darauf hinweisen.
VI: Wenn Du das Programm komplett neu gestalten könntest, wie würdest Du vorgehen?
BM: Ich würde auf fünf Schlüsselbereiche setzen:
- Sichtbarkeit: Das Programm muss zentral und klar sichtbar sein, online und in der App.
- Gamification: Ein Punktesystem, Leaderboards und Badges steigern die Motivation.
- Emotionale Trigger: Status, Prestige und der Movement-Trigger schaffen Begeisterung und Bindung.
- Schnelle Belohnungen: Sofortiges Feedback und transparente Fortschrittsanzeigen sind entscheidend.
- Mehrstufige Netzwerkeffekte: Nutzer könnten Belohnungen für Empfehlungen ihrer Freunde erhalten, was das Wachstum exponentiell steigert.
VI: Glaubst Du, dass ready2order mit diesen Anpassungen erfolgreicher wäre?
BM: Definitiv. Die 15.000 aktiven Kunden sind eine Goldmine, die nur darauf wartet, genutzt zu werden. Mit mehr Emotion, schnelleren Prozessen und cleverer Gamification könnte ready2order nicht nur die Neukundengewinnung ankurbeln, sondern auch die Bindung der bestehenden Kunden massiv stärken. Empfehlungsprogramme sind mächtig – wenn sie richtig umgesetzt werden.
VI: Danke, Björn, für diese spannenden Einblicke! Es ist immer ein Vergnügen, mit Dir zu sprechen.