In diesem exklusiven Interview spricht Björn Mayer, Gründer und Geschäftsführer von VIRALLY.at, mit Seth Godin, einem der bekanntesten Thought Leader im Bereich Marketing. Godin ist für seine bahnbrechenden Theorien zur Markenbildung und sein Konzept des „Permission Marketing“ bekannt. Heute beleuchtet er, wie Referral Marketing als Teil einer langfristigen Strategie zur Markenbildung eingesetzt werden kann.
Björn Mayer (BM):
Seth, es ist mir eine große Freude, dich heute zu sprechen. Ich muss gestehen, dass ich ein großer Bewunderer deiner Arbeit bin. Deine Bücher „Unleashing The Idea Virus“ und „Purple Cow“ gehören zu meinen absoluten Lieblingsbüchern, die mich immer wieder inspiriert haben. Tatsächlich hatte ich sogar mal die Domäne permissionmarketing.at in Österreich, weil ich deine Philosophie wirklich schätze. Es ist ein echtes Privileg, heute mit Dir zu sprechen.
Du hast in deiner Karriere immer wieder die Prinzipien des „Permission Marketing“ betont, bei dem es darum geht, die Zustimmung der Kunden zu gewinnen, bevor man sie anspricht. Wie siehst du Referral Marketing im Kontext dieser Philosophie?
Seth Godin (SG):
Danke, Björn. Es freut mich sehr, das zu hören – und ich muss sagen, die Domäne permissionmarketing.at ist ein tolles Symbol für den Ansatz, den wir beide teilen! Es ist großartig, mit jemandem zu sprechen, der diesen Ansatz so leidenschaftlich lebt. Referral Marketing passt perfekt zu meinem Konzept des „Permission Marketing“, weil es nicht darum geht, Menschen mit Werbung zu bombardieren, sondern darum, Vertrauen zu gewinnen und Beziehungen zu schaffen. Die Idee hinter Empfehlungsmarketing ist, dass Menschen anderen Menschen etwas empfehlen, weil sie eine positive Erfahrung gemacht haben. Sie tun es nicht nur, um ein Angebot zu verbreiten, sondern um den anderen zu helfen – und das ist eine mächtige Form der Kommunikation. Es ist eine Form des „Einladens“ und des „Zustimmens“, die den Menschen eine Wahl lässt. Es ist eine Einladung, die den Kunden das Gefühl gibt, dass sie Teil von etwas Wichtigerem sind.
BM:
Das ist ein sehr interessanter Punkt. Es geht also nicht nur um das Teilen eines Angebots, sondern vielmehr um das Teilen einer positiven Erfahrung. Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Prinzipien für ein erfolgreiches Referral-Programm?
SG:
Zunächst einmal muss das Produkt oder die Dienstleistung es wert sein, weiterempfohlen zu werden. Es geht nicht um das Versprechen von Anreizen, die den Empfehlenden nur dazu bringen, ohne Überzeugung zu handeln. Referral Marketing funktioniert nur, wenn der Kunde tatsächlich von dem, was Du tust, begeistert ist. Es muss eine Grundlage des Vertrauens und der Begeisterung geben. Zweitens musst du das Gefühl der Zugehörigkeit fördern. Wenn ein Kunde das Gefühl hat, Teil einer exklusiven Gemeinschaft zu sein, wird er mit viel mehr Begeisterung Empfehlungen aussprechen. Und drittens: Du musst es den Menschen leicht machen, ihre Empfehlungen zu teilen. Eine einfache, unkomplizierte Möglichkeit, Empfehlungen abzugeben, ist entscheidend. Komplexität tötet Begeisterung.
BM:
Es geht also nicht nur darum, eine schnelle Belohnung zu bieten, sondern eine echte Verbindung mit den Kunden aufzubauen. Aber was meinst du mit „Zugehörigkeit“? Wie passt das zu Referral Marketing?
SG:
Zugehörigkeit ist ein entscheidender Aspekt, den viele Unternehmen übersehen. Menschen wollen nicht nur Konsumenten sein – sie wollen Teil von etwas Größerem. Eine Marke, die eine Gemeinschaft um sich herum aufbaut, die ihre Werte und Vision teilt, wird viel loyalere Kunden haben. Wenn du eine Empfehlung aussprichst, ist es nicht nur eine Empfehlung für ein Produkt, sondern eine Empfehlung für das, was dieses Produkt repräsentiert. Bei Marken wie Apple oder Tesla ist das ein guter Hinweis: Kunden empfehlen die Produkte nicht nur, weil sie gut sind, sondern auch, weil sie sich mit der Marke identifizieren und stolz darauf sind, Teil dieser Bewegung zu sein. Referral Marketing funktioniert, wenn du diese Identifikation förderst. Es ist nicht einfach eine Transaktion – es geht darum, Beziehungen zu schaffen.
BM:
Das ist ein sehr tiefgehender Ansatz. Bei Unternehmen wie Apple oder Tesla geht es also nicht nur um das Produkt selbst, sondern um die gesamte Markenidentität. Wie können kleinere Unternehmen dieses Gefühl der Zugehörigkeit ebenfalls aufbauen?
SG:
Es geht immer um Authentizität und Konsistenz. Kleine Unternehmen haben einen riesigen Vorteil, weil sie oft eine direktere und persönlichere Beziehung zu ihren Kunden haben. Wenn du diese Beziehung ehrlich und authentisch aufbaust, hast du bereits einen Wettbewerbsvorteil. Du musst die Werte, die deine Marke verkörpert, klar kommunizieren und sicherstellen, dass deine Kunden diese Werte verstehen und mit ihnen übereinstimmen. Dies kann durch Inhalte, Veranstaltungen oder eine hervorragende Kundenbetreuung geschehen. Wenn du es schaffst, ein „tribe-like“ Gefühl zu schaffen – das Gefühl, zu einer exklusiven Gruppe zu gehören – wird Referral Marketing viel organischer und stärker.
BM:
Das bedeutet also, dass Referral Marketing nicht nur eine kurzfristige Strategie ist, sondern langfristig auf dem Aufbau einer echten Marke und einer echten Gemeinschaft basiert. Aber wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass Referral Marketing auch in einer digitalen Welt effektiv bleibt? Social Media und digitale Tools haben das Empfehlungsmarketing verändert, oder?
SG:
Absolut, digitale Tools haben das Referral Marketing erheblich verändert, aber die Prinzipien bleiben gleich. Es geht immer noch darum, den richtigen Moment zu finden, die richtige Botschaft zu vermitteln und die richtigen Anreize zu setzen. In einer digitalen Welt ist es wichtig, dass die Empfehlungen sich leicht und schnell verbreiten können. Hier spielen Plattformen wie UpViral eine große Rolle, weil sie es Unternehmen ermöglichen, Empfehlungsprogramme zu automatisieren und zu skalieren. Aber wie bereits gesagt, es geht nicht nur um Anreize – es geht um Authentizität. Du musst sicherstellen, dass das Teilen deiner Marke oder deines Produkts nicht als lästige Pflicht angesehen wird, sondern als etwas, das Menschen gerne tun.
BM:
Du hast gerade eine sehr wichtige Plattform angesprochen: UpViral. Diese Tools sind also eine großartige Möglichkeit, um Referral Marketing zu skalieren und gleichzeitig den menschlichen, authentischen Aspekt beizubehalten?
SG:
Ja, genau. Tools wie UpViral helfen dabei, den Prozess zu automatisieren und zu skalieren, ohne dass man den persönlichen Touch verliert. Du kannst durch solche Plattformen sicherstellen, dass dein Referral-Programm nahtlos funktioniert und dass der Empfehlende für seine Bemühungen belohnt wird. Aber das Wichtigste bleibt: Die Empfehlung muss von Herzen kommen. Es ist nicht genug, einfach nur eine Belohnung zu bieten – du musst sicherstellen, dass die Menschen das Gefühl haben, dass ihre Empfehlung etwas bedeutet und dass sie damit Teil von etwas Wertvollem sind.
BM:
Das ist ein sehr interessanter Punkt. Es geht also nicht nur um die Technik, sondern um das Gefühl der Bedeutung, das man den Kunden vermittelt. Wenn wir nun auf die Zukunft blicken: Wie siehst du die Entwicklung von Referral Marketing in den nächsten Jahren?
SG:
Ich denke, dass Referral Marketing weiter wachsen wird, besonders in einer Welt, in der Menschen immer skeptischer gegenüber Werbung werden. Der Trend geht eindeutig in Richtung Authentizität und echter Markenbindung. In der Zukunft wird es weniger um Massenwerbung und mehr um die Schaffung von Gemeinschaften und vertrauensvollen Beziehungen gehen. Wir werden mehr personalisierte und maßgeschneiderte Referral-Programme sehen, die den Menschen das Gefühl geben, dass ihre Empfehlungen etwas ganz Besonderes sind. Es wird nicht nur darum gehen, Empfehlungen zu erhalten – es wird darum gehen, wie diese Empfehlungen in eine authentische Markenbotschaft integriert werden.
BM:
Das klingt nach einer wirklich spannenden Zukunft für Referral Marketing. Seth, eine abschließende Frage: Denkst du, dass Referral Marketing auch eine Rolle in deinem nächsten Buch spielen könnte? Wird es vielleicht sogar ein Thema, das du in Zukunft vertiefen möchtest? Und in diesem Zusammenhang, wie haben Empfehlungen und Reviews, speziell auf Plattformen wie Amazon, dir geholfen, der Autor zu werden, der du heute bist?
SG:
Das ist eine großartige Frage, Björn. Ich habe in der Vergangenheit schon darüber nachgedacht, wie ich das Thema Referral Marketing tiefer in meine Arbeit einbinden kann, und ich könnte mir gut vorstellen, dass es in einem zukünftigen Buch auftaucht. Denn es geht nicht nur um Verkaufszahlen, sondern um die Art und Weise, wie Menschen Vertrauen aufbauen und Empfehlungen aussprechen – und das ist das Fundament jeder erfolgreichen Marke oder Autorität. Was Reviews und Empfehlungen angeht: Sie haben definitiv eine enorme Rolle in meiner Karriere gespielt. Besonders auf Plattformen wie Amazon haben positive Rezensionen dazu beigetragen, meine Bücher einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Diese Empfehlungen haben mir geholfen, eine Autorität im Bereich Marketing und Führung zu werden. Menschen vertrauen oft auf die Erfahrungen anderer, bevor sie eine Entscheidung treffen. Ich glaube, dass diese Art der sozialen Bestätigung auch in der Zukunft noch wichtiger wird, besonders im Bereich des Empfehlungsmarketings.
BM:
Es ist faszinierend zu hören, wie Empfehlungsmarketing nicht nur für Unternehmen, sondern auch für dich als Autor eine Rolle spielt. Vielen Dank für das Teilen
deiner Gedanken und Erfahrungen, Seth. Es war mir eine riesige Freude, mit dir zu sprechen.
SG:
Es war mir eine Freude, Björn. Ich hoffe, dass immer mehr Unternehmen das Potenzial von Referral Marketing erkennen und authentisch in ihre Markenstrategie integrieren. Vielen Dank für das Gespräch!
Fazit:
Das Interview mit Seth Godin zeigt nicht nur die Bedeutung von Referral Marketing als langfristige Strategie zur Markenbildung, sondern auch, wie Empfehlungen und Reviews eine zentrale Rolle im Erfolg von Autoren und Markeninhabern spielen können.