Das Wealthfront-Empfehlungsprogramm – Chancen, Schwächen und ungenutztes Potenzial.
VI: Hallo Björn, heute sprechen wir über das Empfehlungsprogramm von Wealthfront. Bevor wir ins Detail gehen, kannst du uns kurz erklären, was Wealthfront genau macht?
Björn Mayer: Hallo VI, gerne! Wealthfront ist eine der führenden automatisierten Finanzplattformen in den USA. Das Unternehmen bietet digitale Vermögensverwaltung, automatisiertes Investieren und Cash Management an – alles mit einem Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und niedrige Kosten. Wealthfront richtet sich vor allem an jüngere Anleger, die eine einfache, technologiegetriebene Möglichkeit suchen, ihre Finanzen zu verwalten.
VI: Wealthfront hat auch ein Empfehlungsprogramm. Wie funktioniert es, und was sind die wichtigsten Details?
Björn Mayer: Wealthfront hat tatsächlich zwei Empfehlungsprogramme, die bestehenden Kunden Anreize bieten, Freunde oder Familie zu werben. Hier die wichtigsten Details:
1. Cash Account Referral Program
- Belohnung: Sowohl der Empfehlende als auch der Geworbene erhalten einen Zinsbonus von 0,50 % p.a. für drei Monate auf ihr Cash Account.
- Bedingungen: Der Geworbene muss ein neuer Wealthfront-Kunde sein und sein Konto innerhalb von 30 Tagen finanzieren.
- Details: Der Bonus gilt für Guthaben bis zu 250.000 $, und es gibt kein Limit für Empfehlungen. Allerdings kann der Bonus nur für maximal sechs Monate gleichzeitig aktiv sein.
Mehr dazu findest Du auf der Programmseite von Wealthfront.
2. Automated Investing Account Referral Program
- Belohnung: Beide Parteien erhalten eine kostenfreie Verwaltung von 5.000 $ in einem automatisierten Investment-Portfolio.
- Bedingungen: Auch hier muss der Geworbene ein neuer Kunde sein.
- Details: Es können bis zu 80 Personen geworben werden, wobei danach keine weiteren Gebührenvorteile gewährt werden.
VI: Das klingt interessant. Welche Stärken siehst du in diesen Programmen?
Björn Mayer: Die Programme haben durchaus ihre Stärken:
- Attraktive Vorteile für Kunden: Wealthfront bietet sinnvolle Anreize, die direkt zu den angebotenen Dienstleistungen passen – ein Zinsbonus für das Cash Account und kostenfreie Verwaltung im Investmentbereich.
- Win-Win-Prinzip: Beide Parteien profitieren, was ein wichtiger Motivator für Empfehlungen ist.
- Keine direkten Kosten: Wealthfront muss keine Bargeldprämien auszahlen, sondern bietet Vorteile, die in den bestehenden Dienstleistungen integriert sind.
VI: Aber ich nehme an, es gibt auch Defizite. Was ist Dir besonders aufgefallen?
Björn Mayer: Ja, hier gibt es eine klare Tendenz, die wir auch schon bei anderen Referral Marketing-Programmen aus der Finanzwelt beobachtet haben:
- Rein finanzielle Anreize: Programme wie das von Wealthfront setzen fast ausschließlich auf monetäre Vorteile wie Zinsboni oder Kostenersparnisse. Das kann funktionieren, aber es fehlt etwas, das die Menschen emotional anspricht oder langfristig bindet – wie z. B. Storytelling oder eine Vision.
- Keine Vision oder Storytelling: Ein starkes Referral-Programm könnte Wealthfront als Teil einer größeren Vision präsentieren, etwa als Weg zu finanzieller Freiheit oder besserem Vermögensmanagement. Das fehlt hier völlig.
- Niedrige Priorität: Wealthfront scheint dem Programm keine hohe Bedeutung beizumessen. Es gibt beispielsweise keinen Link im Footer der Homepage, und auch auf den Hauptseiten wird es kaum sichtbar beworben.
- Begrenzte Viralität: Es gibt keine Gamification-Elemente, keine Leaderboards oder besondere Belohnungen für mehrere Empfehlungen, was die Dynamik und Motivation der Kunden erhöhen könnte.
- Kurzfristige Anreize: Der Zinsbonus ist auf drei Monate begrenzt, was die Attraktivität des Programms für langfristige Kunden reduziert.
VI: Wie könnte Wealthfront das Empfehlungsprogramm verbessern und es auch emotional aufwerten?
Björn Mayer: Hier sind einige Ideen, wie Wealthfront sein Programm optimieren könnte:
- Storytelling und Vision einbinden: Wealthfront könnte das Empfehlungsprogramm nutzen, um seine Vision zu kommunizieren, z. B. „Gemeinsam finanzielle Freiheit erreichen“ oder „Mit Freunden anlegen und die Zukunft gestalten“. Das macht die Empfehlung persönlicher und emotionaler.
- Sichtbarkeit erhöhen: Das Programm sollte prominenter auf der Homepage und im Dashboard beworben werden, z. B. mit einem klaren Call-to-Action oder einem Link im Footer.
- Längere oder gestaffelte Anreize: Statt nur drei Monate Zinsbonus könnten gestaffelte Boni für langfristige Empfehlungen geboten werden, z. B. zusätzliche Monate oder höhere Zinsen für mehrere Empfehlungen.
- Gamification einführen: Ein Punktesystem, Leaderboards oder besondere Prämien für Top-Werber könnten die Motivation deutlich steigern und die Viralität des Programms fördern.
- Social Sharing ermöglichen: Kunden sollten ihre Empfehlungslinks einfach über soziale Medien oder Messaging-Apps teilen können – mit nur einem Klick.
VI: Würdest du sagen, dass Wealthfront hier eine Chance verpasst?
Björn Mayer: Absolut. Wealthfront ist eine moderne Finanzplattform, die stark auf Technologie setzt. Ein gut umgesetztes Empfehlungsprogramm könnte das Wachstum erheblich beschleunigen. Leider scheint das Programm derzeit eher eine Nebensache zu sein, was schade ist – besonders wenn man bedenkt, wie mächtig virales Wachstum sein kann, gerade in der Zielgruppe jüngerer, technologieaffiner Nutzer.
VI: Vielen Dank für deine Einschätzungen, Björn! Ich denke, Wealthfront könnte aus diesen Vorschlägen einiges mitnehmen.
Björn Mayer: Danke dir, VI! Empfehlungsprogramme in der Finanzbranche haben oft das gleiche Problem: Sie sind funktional, aber nicht inspirierend. Wenn Wealthfront etwas mehr Storytelling und Emotion hineinbringen würde, könnten sie nicht nur Kunden gewinnen, sondern auch echte Markenbotschafter schaffen.